Technischer Fortschritt im Allgemeinen ist eine gute Sache ist, die unseren Lebensalltag und besonders auch die Art und Weise, wie wir unterrichten bereichert. Dabei gilt es jedoch, auch die Herausfoderungen die mit Technologie im Klassenzimmer einhergehen, zu beleuchten. Von abgelenkten Schülern und Schülerinnen bis hin zu weniger Face-to-Face Interaktion – EdTech ist kein Allheilmittel für jede Situation. Mit ein wenig Fingerspitzengefühl können die meisten Nachteile jedoch mühelos ausgeglichen werden.
Lesen Sie weiter, um über mögliche Nachteile von Technologie im Klassenzimmer kennenzulernen und mehr über deren Lösungen zu erfahren.
Von Apps und elektronischen Lehrbüchern bis hin zu Organisationsplattformen wie Moodle und „Gamification“ – also der spielerischen Wissensvermittlung durch bspw. Quiz-Plattformen wie Kahoot – an Technologie im Klassenzimmer herrscht aktuell kein Mangel. EdTech-Tools können zwar den Unterricht zwar besonders für technikaffine Schüler interessanter und nützlicher machen, sie können gleichzeitig aber auch eine Herausforderung für Lehrer, wenn diese nicht genau wissen, wie damit umzugehen ist. Wie können Lehrkräfte das Beste aus der Technologie herausholen, und so möglichst effektiven und interaktiven Unterricht bieten?
Ablenkungspotenzial
Smartphones haben in Klassenzimmern schon seit Urzeiten einen schlechten Ruf, und es gibt gute Gründe dafür, sie in Klassenzimmern zu verbieten. Untersuchungen haben ergeben, dass die Schüler 20 % der Zeit, in der sie eigentlich dem Unterricht folgen, sollten damit verbringen SMS zu schreiben oder Social Media Seiten zu durchforsten.
Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass Verbote für Geräte wie Smartphones funktionieren, da die Schüler Smartphones heutzutage als essenzieller Bestandteil des Lebens gelten und solche Verbote quasi unweigerlich umgangen werden würden. Zwar könnten Lehrkräfte den Schülernauch beibringen, sich weniger schnell ablenken zu lassen, damit sie ihre eigene Nutzung von Geräten besser kontrollieren können, doch zeigen Untersuchungen, dass Unterrichtsmethoden, die das das Eigenengagement der Schüler fördern, zeitgleich zu einer geringeren Nutzung von Technologie auch außerhalb der Schule führen.
Es liegt daher in der Verantwortung der Lehrkräfte, ansprechende sowie inspirierende Unterrichtkonzepte zu erstellen und die Technologie miteinzubeziehen. So können beispielsweise über Smartphones Bildungs-Apps abgerufen werden, die das Lernen und das Zeitmanagement fördern.
Viele Lehrerinnen und Lehrer beziehen digitale Plattformen in ihre Unterrichtspläne ein und stellen fest, dass die Nutzung sozialer Medien das Engagement der Schülerinnen und Schüler aufrechterhalten und die Teilnahme am Unterricht fördern kann. Manche Lehrkräfte erstellen sogar Twitter-Hashtags, um Diskussionen anzuregen.
Technologie kann also genutzt werden, um Unterrichtspläne um digitalen Materialien, wie Videos, Nachrichten und Online-Diskussionen zu erweitern. Dabei ist der einzig limitierende Faktor die Willenskraft der Lehrkraft.
Erfordert Einarbeitung und Schulung
Der Aufschwung von EdTech bedeutet, dass die Lehrkräfte mit der neuen Technologie umgehen können müssen, um guten Unterricht abzuhalten. Studien zeigen, dass drei Viertel der Lehrer sagen, dass das Internet und andere digitale Hilfsmittel neue Anforderungen an ihr Berufsleben gestellt haben und sich die Bandbreite an Inhalten und Fähigkeiten, über die sie verfügen müssen, dramatisch erhöht haben. Fast die Hälfte gibt demnach an, dass sich die Arbeitsbelastung dadurch erhöht hat.
Neue Technik im Klassenzimmer bedeutet auch, dass IT-Fachleute benötigt werden, die bei der Einrichtung und Wartung helfen und Lehrer und Schüler bei der Nutzung unterstützen. Eine klare und transparente Kommunikation zwischen Verwaltung, Lehrkräften und Technologieanbietern, die klarstellt, wie die Einführung eines bestimmten Geräts, einer bestimmten Plattform oder eines bestimmten Programms sowohl den Schülern als auch den Lehrern zugutekommt, kann den Einsatz von Technologie im Klassenzimmer erheblich erleichtern. Gleichzeitig kann so der Verdacht ausgeräumt werden, dass es sich bei dem Produkt nur um „Schnickschnack“ mit geringem tatsächlichem Mehrwert handelt. Außerdem ist explizit darauf zu achten, dass Lehrkräfte Zugang zu Schulungen haben und diese auch regelmäßig besuchen.
Ungleicher Zugang zur Technologie
Leider gibt es große Unterschiede darin, inwiefern Schüler Zugang zu den erforderlichen Geräten haben. Das beginnt bei den Schulbezirken, wobei wohlhabendere Bezirke über größere Ressourcen verfügen, aber auch zwischen den Schülern derselben Schule, wo Schüler aus wohlhabenderen Familien einen besseren Zugang haben. Aus einer Umfrage geht hervor, dass zwar 95 % der deutschen Jugendlichen ein Smartphone besitzen, 5 % jedoch nicht. Diese 5 Prozent zu erreichen, ist das Ziel und unabdingbar für einen gerechten Unterricht.
Die technische Ausstattung der Schulen in Deutschland lässt ohnehin zu Wünschen übrig. Eine weitere Umfrage zeigt beispielsweise, dass Schulleitung und Schüler den Ausstattungsgrad ihrer Schulen in den Kategorien Tablets, WLAN, Smartboards und Computern mit durchschnittlich 3,8 bewerten (in Schulnoten).
Lehrkräfte und Verwaltungsangestellte können Schritte unternehmen, um die technische Kluft zu überbrücken. Ausgehend von einem ungleichen Zugang zu Geräten können sich Schulen auf Technologien konzentrieren, die von den Klassen gemeinsam genutzt werden können, z. B. gemeinsam genutzte Tablet-Computer und Computerräume, ganz zu schweigen vom schulischen Wi-Fi.
Dann gibt es noch Technologien, die im Klassenzimmer eingesetzt werden können, wie interaktive Whiteboards und Projektoren, sowie einen digitalen Lehrplan, auf den alle Schüler zugreifen können.
Die Überwindung der technischen Kluft ist nicht einfach, aber für eine gerechtere Gesellschaft mit Chancengleichheit muss sie im Mittelpunkt aller Bemühungen stehen.
Kosten
Nichts auf dieser Welt ist umsonst, und der Kauf modernster Elektronik für ein Klassenzimmer ist ausgesprochen teuer. Genau das dürfte auch der Grund für den ungleichen Zugang zu eben dieser sein. Es lässt sich zwar nicht vermeiden, Geld für die Modernisierung eines Klassenzimmers auszugeben, aber es ist zumindest möglich, die Gesamtbetriebskosten (TCO) zu minimieren, indem Geräte mit längerer Lebensdauer und geringerem Wartungsaufwand genutzt werden. Geräte mit vergleichsweise hohen Anschaffungskosten können der Schule im Endeffekt sogar Geld sparen, da sie weniger Probleme und Ausfallzeiten verursachen und einfacher zu bedienen sind. Die Schulen müssen die TCO sorgfältig abwägen, bevor sie sich für den Kauf von Technologie entscheiden.
Darüber hinaus sollte der Einsatz von Technologie nicht auf das Klassenzimmer beschränkt bleiben, sondern kann auch zur Rationalisierung von Verwaltungssystemen genutzt werden, um Kosten zu senken, die Produktivität zu steigern und den Zeitaufwand für Verwaltungsaufgaben zu verringern. Cloud Computing beispielsweise bietet den Schulen erhebliche Möglichkeiten, Geld zu sparen. Durch die Umstellung auf einen digitalen Lehrplan entfällt die Notwendigkeit, ständig veraltete Lehrbücher zu ersetzen.
Cloud-basiertes Dienste reduzieren auch die Notwendigkeit, teure Hardware vor Ort zu halten, was zu Einsparungen bei den Verwaltungskosten und den Lohnkosten (weniger IT-Techniker) führen kann und einen rund um die Uhr klimatisierten Serverraum überflüssig macht. Außerdem spart die gemeinsame Nutzung von Materialien über das Internet Kosten für Drucker und Tinte – erhebliche Kosten für die Schulen, ganz zu schweigen von Komplikationen, die mit dem Drucken verbunden ist und ist nahezu unendlich skalierbar.
Kurz gesagt: Technologie ist zwar mit teils Anschaffungskosten verbunden, aber ganzheitlich betrachtet bietet sie auch beträchtliche Möglichkeiten zur Kostenreduzierung, die die anfänglichen Mehrkosten ausgleichen.
Weniger Face-to-Face Interaktion
Selbst die fortgeschrittenste Technologie kann talentierte, inspirierte Lehrer auf Dauer nicht ersetzen. Ein Sprichwort besagt, dass jeder Lehrer, der durch ein technisches Gerät ersetzt werden kann, es wahrscheinlich auch verdient, ersetzt zu werden.
Technologie ist nicht die Lösung für eine gesunde, lebendige Lernkultur, sie ist lediglich ein pädagogisches Werkzeug, das nur so gut ist wie der Lehrer, der es einsetzt.
Die persönliche Interaktion zwischen Lehrer und Schüler kann den Schülern helfen, Sachen nicht nur stur auswendig zu lernen, sondern diese Dinge auch zu verstehen und später in nützliches und interessantes Wissen umzusetzen. Durch persönliche Interaktionen können Lehrer den Schülern helfen, Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen und emotionale Reife zu entwickeln. Vor allem in benachteiligten Gebieten können Lehrkräfte eine Instanz der Geborgenheit und Sicherheit bieten, und sind ein Bollwerk Mobbing, welches leider so oft in den sozialen Medien stattfindet, aber auch in Schulen stattfindet.
Es gibt viele Möglichkeiten, die Technik in Aktivitäten einzubinden, aber manchmal müssen Lehrer auch einfach mal die Technik ausschalten und sich auf persönliche Interaktionen konzentrieren. So sind beispielsweise im Internet zwar viele Informationen leicht zugänglich, aber viele dieser Informationen sind bestenfalls zweifelhaft und manchmal haarsträubend schlecht recherchiert oder sogar bewusst mit Fehlinformationen bespickt. Die Lehrer müssen den Schülern zeigen, wie sie seriöse Quellen erkennen und zwischen unterschiedlichen Standpunkten abwägen können.
Fazit
Natürlich wird es auf dem Weg zur Einführung neuer Technologien im Bildungswesen und deren Verbesserung im Hinblick auf die Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler Herausforderungen geben. Aber die Vorteile von Technologie im Klassenzimmer überwiegen bei weitem die Nachteile. Es ist jedoch immer wichtig, sich bewusst zu machen, wo die Technologie ihre Grenzen hat, um den bestmöglichen Lernerfolg für die Schüler zu gewährleisten.
Es gibt keinen Grund, Angst vor EdTech zu haben, aber wir sollten uns auch nicht blindlings in die digitale Transformation stürzen. Schließlich geht es bei der Bildung um das Lernen, und wir alle sollten zwar offen sein für den kontinuierlichen Verbesserungsprozess, ihn aber auch stets kritisch hinterfragen.
Möchten Sie mehr über die Einführung von EdTech erfahren? Dann ist vielleicht dieser Artikel das Richtige für Sie: Technologie im Klassenzimmer: Ein vollständiger Leitfaden. Oder schauen Sie sich direkt die Technologielösungen von ViewSonic für den Bildungsbereich an.